verlegt beim Rowohlt Theater Verlag
Das Mariechen
Was gibt’s Schöneres als ein Familienglück? Nix Schöneres gibt’s nirgends. Alles ist einem in die Wiege gelegt, was einem später im Leben ein Vorteil sein wird. Alles lernt man, in alle Menschlichkeit schaut man schon hinein. Dass einen nichts mehr erschrickt in einem späteren Leben.
Herrbert, ein anständiger Vater, und Anna, eine liebe Mama, führen ein normales Leben im Reihenhaus. Herrbert schuftet fürs Familienwohl, Anna hütet das Haus, hegt und pflegt die Nachkommenschaft, das reizende Mariechen und das störrische Siegfried-Brüderlein. Abends ist die Anna müde von der Plackerei, der Herrbert aber noch viel mehr. „Du musst jetzt ganz lieb zu mir sein“, raunt er ihr ins Ohr. Dass er sich hin und wieder auch am Mariechen vergreift, wird von allen geduldet. Dann verliert der Herrbert seinen Job, die Anna geht statt seiner arbeiten, und fürs Mariechen hat der Traum vom trauten Heim und Glück allein ein furchtbares Ende. Nicht ohne Mitgefühl und dennoch schonungslos schaut Ohnemus in die Abgründe einer zwanghaft heilen Welt und zeigt, dass trotz aller Schneisen, die die Aufklärung ins Bewusstsein des modernen Menschen geschlagen hat, die Provinz noch immer siegt – die Provinz der Kirchen und Bigotterie, die Provinz der Strebsamen, der fadenscheinigen Ordnung und Sauberkeit.
Die Urfassung des Stücks „MEIN LIEBLING BIST DU. Ein Schreckensfetzen“ erhielt 1997 den Literaturpreis der Tübinger Poetikdozentur.
1998 wurde das Theaterstück MEIN LIEBLING BIST DU. EIN GREUEL von Nada Kokotovic am Staatstheater Saarbrücken uraufgeführt.