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Weinen

Mit Stolz und Dankbarkeit erkannt, dass ich eine Kämpferin bin. Es gab nie, nicht in der dunkelsten Stunde meines Lebens, den Wunsch es zu beenden. Stärker war immer der Trotz und die Wut, und der Tränenfluss, der mich lebendig gehalten hat. Das Wasser des Lebens, der Trauer, manchmal auch der Freude. So lange mensch weint, so lange hängt mensch an etwas. Weinen ist wie ein Wasserfall. Ein Aderlass. Eine Reinigung. Ein Krampf, der den ganzen Körper erfasst, ihn schüttelt, ihn wärmt. Mensch weint aus Verzweiflung, weil mensch nicht mehr weiterweiß. Weil mensch sich ohnmächtig fühlt. Verlassen. Einsam. Gescheitert. Das Weinen ist dem allen höchst angemessen. Glück hat, wer weinen kann. Beim Weinen verlieren wir salziges Wasser. Wir krampfen, um danach entspannt zu sein. Wir weinen, um in einen gnädigen Erschöpfungszustand zu fallen. Das Weinen ist die Antwort auf einen psychischen Zustand, den der Körper nicht mehr auszuhalten will. Der Körper übernimmt die Regie, die Psyche erholt sich. Ich hatte immer wieder Lebensphasen, in denen ich weinen musste, zum Glück weinen konnte. Ich habe mich schluchzen und greinen gehört, und hatte Mitleid mit mir. Ich fühlte die Einsamkeit, als müsste ich sterben. Meine Empfindung aber war groß und überbordend. Das Wasser floss aus mir heraus, es schmeckte nach Meer, und mein Körper glühte wie eine Sonne. Danach konnte ich schlafen und wieder erwachen. Gelöst, ganz bei mir, noch etwas wackelig, aber zärtlich mit mir. Ich werde es überleben, die Schläge, die Trennung, das Scheitern. Ich werde glücklich sein, – dieser Gedanken folgte immer den Tränen.

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