Icon für Prosa, Gestaltung © Maike Krasue

Sei achtsam

– Erzählung

Aus dem geplanten Erzählband „DAS RICHTIGE LEBEN“

Eine Krankenschwester nach ihrem Burn-Out, die der Wirkung eines Achtsamkeitstrainings vertraut. Das Dumme ist nur, ihr Mann, ein Workoholic, hält das für Schwachsinn.

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Marlies hat versucht es richtig zu machen, das mit dem Atmen, das mit dem Denken und das mit sich selbst.

Es ging um die Basics, wenn man so will, um das einfache Dasein, um Aufmerksamkeit. Sie sollte sich auf sich selbst konzentrieren und sich befreien von sämtlichen Zwängen. Die Leere ertragen, die dabei entstand. Dankbarkeit fühlen und inneren Frieden.

Fast schon mit Demut hat Marlies geübt, im Grunde kritiklos. Achtsamer werden, Monate lang. Sie war ein zerriebener trockener Schwamm, für jede Art Hilfe empfänglich gewesen.

Heute jedoch, an einem Samstag, wacht Marlies auf, – ein Glück erst am Morgen und nicht in der Nacht -, und Gerd ist nicht da. Sofort vergisst sie das Atmen. Das dreimalige Atmen, tief in den Bauch rein, gute Gedanken aufkommen lassen, Vorfreude spüren, Vorfreude halten, bis ein funkelndes Quäntchen Optimismus erwächst. Vorher stehst du nicht auf, so lautet die Regel. Das fällt ihr nicht ein, weil Gerd ihr erst einfällt.

Wirklich sehr schlecht für einen Morgen – ein Aufstehen mit Sorgen. (…)

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