Und während der ganzen Ferien und auch schon davor, während die Arbeit und die Besorgungen und Erledigungen, Behörden und Kindergeburtstage meine Zeit für sich in Anspruch nahmen, dieses mulmige Gefühl des Untätigseins angesichts der flüchtenden, zu uns wandernden Menschen.
Nichts tun zu können außer Zeitungen zu lesen, beklommen vor dem Fernseher zu sitzen, darüber zu sprechen. Nichts tun zu können, weil meine Zeit aufgebraucht und anderem versprochen ist. Weil ich in den Ferien bin. Weil ich mich erholen sollte. Weil ich mich meinen Nächsten widmen möchte und sollte. Weil meine Hingabe schon im Kreise der Nächsten gebraucht wird, meine Aufmerksamkeit, meine Geduld, meine Ideen an mein Kind vergeben sind. An die betagte Mutter, an meinen Mann und meine Freunde, an die meist überschaubare, manchmal große Familie. Es hat aber dieses Gefühl des nicht Genügens in all den Wochen gegeben, ein zunehmend schlechtes Gewissen. Auch die Gewissheit, dass ich etwas tun werde, dass ich nicht untätig bleiben kann, dass ich helfen muss und das seltsamerweise schon deshalb, damit es mir selbst wieder besser geht. Damit ich mich nicht selber anklagen muss. Damit auch ich meine Würde bewahre, meine Ehre, mein Selbstwertgefühl.
Und dieses Helfen war leicht.
Mit einer Freundin bin ich gestern mit einem Auto voll mit Kleidern und Decken in eine neue Unterkunft gefahren. In eine andere Unterkunft habe ich Schulmaterialien für die Kinder gebracht. Ich weiß nicht, ob das jedem so geht, mich aber hat das, – es war ja so einfach -, erleichtert. Als hätte ich eine Schuld abzutragen, als wäre das Helfen ein Ablass für unseren Wohlstand und Frieden, für dieses selbstverständlich glückliche Leben. Als erwüchse aus der Stärke und Stabilität unseres Landes ganz konkret für mich als Bürgerin auch eine Pflicht.