Nachrichten-Askese. Keine Glotze, keine Zeitung, selten schaue ich mir die Tagesschau App an, scrolle durch die Meldungen teilnahmslos nahezu. Was ist los mit mir? Ist das jetzt gesund? Richtig so? Konsequent? Oder vielmehr ein Zeichen meiner Resignation angesichts des Zermürbungskrieges, der genau so stattfindet, wie es eine Militärexpertin mit kalter Logik schon im April bei Anne Will vorhergesagt hat? Ich kann nichts dagegen tun, also akzeptiere ich es. Krieg wird es immer geben. Es wird Despoten geben, es wird die Gier nach Macht und Reichtum immer geben, das Abstecken von Revieren, von Einflusszonen. Den universal soldier, der die grausamen Befehle ausführt. Die Ingenieure und Werkzeugmacher, die ihr Know-How für die Entwicklung von Waffensystemen einsetzen.
Peinlich berührt nehme ich die Wäsche der Ukrainerinnen an unserem Wäscheständer ab. Zwei Paar Socken aus Polyester, das eine Paar mit Herzchen und Katzengesichtern, das andere mit Weltraum-Raketen und Raumschiffen. Ein Bikinihöschen mit gestricktem Zickzackmuster, ein ausgeleierter schwarzer Badeanzug, ein kratziges Handtuch mit Blumen, ein dünner grauer Cardigan. Die wenigen Kleidungsstücke sehen aufgetragen aus, fadenscheinig, verblichen, und während ich sie berühre, zu einem Häufchen zusammenlege, wächst mein schlechtes Gewissen. Aber ich brauche den Platz zum Trocknen unserer Wäsche. Wir kommen aus dem Urlaub, und es gibt viel zu waschen.