Produktion Saarländischer Rundfunk 2017
Nominiert für den Prix Europa 2018
Der Chor
Und viele von uns, die waren schlussendlich beschämt und empört. Und wurden nervös.
Ich-Erzählerin
Und zunehmend unruhig beim Anblick der Helfer. Denn die schienen klar und entschieden, genau wie der Zug dieser Menschen, zu sein.

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Produktion & Besetzung
Produktion: Saarländischer Rundfunk 2017
Mitwirkende: Anne Ratte-Polle (Erzählerin), Ines Marie Westernströer (Anna), Glenn Goltz (Mattis), Anahita Izadi (Basma)
Chor: Sigrid Burgholder, Guido Lambrecht, Elmira Rafizadeh, Elisa Schlott, Dagmar Sachse
Musik: Julia Klomfaß
Technische Realisation: Werner Jäger und Barbara Göbel
Regieassistenz: Ellen Versteegen
Regie, Dramaturgie & Redaktion: Martin Zylka, Anette Kührmeyer
Mit Originalaufnahmen aus einer Kleiderkammer und einer Notunterkunft in Berlin und einem Kölner Integrationskurs Deutsch.
Es war im Sommer 2015, als meine Tochter kurz vor dem Eintritt in die Schule die längsten Sommerferien ihres Lebens hatte. Wir verbrachten mehrere Wochen bei meiner Mutter im Schwarzwald und wäre politische Sommerpause wie immer gewesen, ich hätte mich sicher im Ländle erholt. Aber es gab keine Flaute. Die Flüchtlingskrise, die sich seit Monaten verschärft hatte, hatte Europa endgültig erreicht. Ein endloser Strom von geflüchteten Menschen zog schließlich nordwärts und die Medien hielten uns alle in Atem.
Als ich endlich wieder in Berlin war, musste ich helfen, irgend etwas tun für diese Menschen, die jetzt bei uns waren. Ich packte einen Karton mit Kleiderspenden, wurde Lesepatin für geflüchtete Kinder, schloss mich einer Gruppe an, die mit Frauen in einer Gemeinschaftsunterkunft zu handarbeiten begann und gab einem Syrer Deutschunterricht.
Während dieser Monate lernte ich andere Helferinnen und Helfer kennen, die alle taten, was sie konnten. Und so oft sie es konnten. Es waren Freiberufler, Künstler und Künstlerinnen, Mütter erwachsener Kinder, Unternehmerinnen, Arbeitslose. Leute aus allen Milieus.
Ich befragte mich selbst, warum ich das tat. Ich fing an auch die anderen Helferinnen und Helfer danach zu befragen: Warum engagieren wir uns, warum verschenken wir unsere Zeit? Und warum genießen wir – und das ist offensichtlich – den Umgang mit diesen Menschen, denen wir helfen? Bekommen wir vielleicht auch etwas zurück? Etwas, was wir in unserem Land, in unserem Leben im Wohlstand, seit langem vermisst haben?
Mit diesen Fragen entstand die Idee für dieses Stück.