– ein absurder Reigen
Oskar
Wollen sie einen Lattenrost oder Federkern oder einen Federkern auf Stahlwellenunterführung?
Jakob
Ich möchte mich fallen lassen und dann darauf liegen bleiben. Ich möchte mich ausstrecken und darauf herumwälzen. Ich möchte mich auch anlehnen und in ein Eckchen verkriechen. Besonders seit ich arbeitslos bin.
Polstermöbelfabrikant Baumann muss seine Tischler Jakob und Ernst und den Lagerarbeiter Turhan entlassen, weil der Umsatz des Familienbetriebs eingebrochen ist.
Das blaue Sofa ist nicht mehr gefragt.
Jakob lungert vor einem Möbelgeschäft herum, darin entdeckt er das blaue Sofa. Er täuscht Oskar, dem Verkäufer, Kaufinteresse vor, sucht aber in Wirklichkeit dessen menschliche Nähe.
Iris, eine ausgebrannte Journalistin für Frauenzeitschriften, kauft das blaue Sofa, um ihr leeres Leben besser ertragen zu können.
Das Sofa wird von Jakob und Ernst angeliefert, die inzwischen bei SERVICE GRENZENLOS arbeiten. Ein warmes Essen und ein Gespräch sind im Service mit enthalten. Das blaue Sofa wird Schauplatz und Zeuge zwischenmenschlicher Missverständnisse, unter denen Iris leidet. Es wird in ihrer Wohnung stehen gelassen und wechselt den Besitzer.
Nun gehört es Simon, einem Software-Entwickler, dessen Wände Turhan streicht. Simon arbeitet für die Rüstungsindustrie, seine Ehe ist gescheitert. Das Meditieren auf dem Sofa verschafft ihm keinen inneren Frieden, auch nicht der Beischlaf auf dem Sofa mit Maria, seiner Putzfrau. In seiner Verzweiflung zertrümmert Simon das Sofa, das nun wirklich wie ein Mensch zu jammern beginnt.
Wieder zusammengebaut landet es in einem Trödelladen, den Ernst mit Oskar betreibt.
Schließlich steht das Sofa mit Maria im Regen auf der Straße.
So wie es dem Sofa ergeht, ergeht es den Figuren. Ihr Arbeits- und Liebesleben ist von Überforderung, von falschen Erwartungen und Brüchen geprägt. Nichts gibt ihrem Leben dauerhaft Halt, ständig müssen sie sich neu erfinden. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind.
Einzelne Szenen daraus wurden 1998 beim TNT-Festival „achtung!gegenwart!“ am Theater Oberhausen aufgeführt.