– Erzählung

Aus dem geplanten Erzählband „DAS RICHTIGE LEBEN“

Um Brötchen zu verdienen, haben zwei Musiker und eine Sängerin mit ihrer Band TRES POR TODOS einen Gig in einem Pflanzencenter. Das ist erniedrigend, muss aber sein.

Es ist alles eine Zumutung. Die viel zu heiße Junisonne, das stockende Stop&Go in zwei Spuren Richtung Stadtrand, die neu erschlossene Eigenheimsiedlung, die einen überholten Optimismus ausstrahlt, dann die baumhohen Kegel mit roten Geranien, mitsamt der abstrakten Baumgerippe, die den Parkplatz schmücken sollen. Dieser Slogan auf dem Banner über der Einfahrt:

Pflanzen Höller – Wir lieben es grün.

Norbert brummt. „Noch schlimmer, als ich dachte.

Er steuert seinen Renault Nevada durch die glitzernden Reihen der parkenden Autos. Die Fensterscheiben sind vorne und hinten heruntergelassen, weil die Klimaanlage kaputt ist. Sie schwitzen zu dritt auf den etwas muffigen, durchgesessenen Sitzen.

Auf Norberts kantig gemeißelter, hagerer Miene, in der die Falten tiefgründig sind, steht folgende Botschaft: Ich mache hier etwas, was ich nicht will.

Auf Jules hellem Schneewittchen-Antlitz, das ein großer Hut beschattet, ist ein Bemühen um Glamour und Würde zu lesen. Erleichterung auch. Es sah nicht so aus, und jetzt sind sie doch pünktlich.

Robertos Gesicht hinten im Auto, ein feines, mit akkurat geschnittenen, schwarzen Koteletten, erzählt am ehesten etwas von Gleichmut, von lässiger Ruhe, als sei er nur Fahrgast, oder auf Urlaub.

Norbert stoppt das Auto abrupt.

„Oh Mann, wie kommt man da ran? Wo ist denn der Eingang?“ Roberto und Jule kippen in ihre Gurte.

„Vielleicht ja da drüben.“ Jules Stimme ist sanft, auffallend leise. Als spräche sie zu einem Kranken oder zu einem Kind. So ist das die ganze Fahrt und auch die Stunden davor schon gewesen. (…)